Samstag, 10. Januar 2015

Frankreich, am Zerbrechen

Zitat: Verzweiflung, Resignation, Ressentiments, Enttäuschung, Hass: Wenn es ein Land gibt, dessen Immigrationspolitik Ruinen in den eigenen Provinzen und eine Mondlandschaft in den Seelen seiner Einwohner hinterlassen hat, dann ist es Frankreich, ein Land, das wie kaum ein anderes zum Glanz der europäischen Kultur beigetragen hat. Heute ist es besser bekannt als das Land, wo an einem helllichten Tag in einem Redaktionsbüro Menschen über den Haufen geschossen werden, weil sie eine lustige Zeichnung machen wollten. Paris, im Januar 2015, Stadt des Hasses.Zum Teil sind diese Menschen aus Nordafrika mehr als eine Minderheit, viele leben – ob mit Absicht oder unfreiwillig – in einem eigenen ­abgesonderten Land, im Ghetto, in den verwünschten Banlieues von Paris oder den grässlichsten Vierteln von Marseille und Toulouse, sie besiedeln einen Staat im Staat, sie bilden eine Subkultur in der Grande Nation, die nach eigenen Regeln und Werten verfährt. Hier finden die ­Islamisten, strenge, mörderische Ideologen, die im Namen ihrer Religion Menschen vernichten, Gefolgschaft.Wenn ein Land immer wieder den gleichen Fehler begeht, dann ist es Frankreich. Kein Land, so scheint es, kann schlechter aus Niederlagen lernen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man sich à tout prix nicht damit abfinden, nur mehr eine Mittelmacht unter anderen zu sein, sondern man überzeugte die demoralisierten Deutschen davon, mit einem neuen, grösseren Gebilde, der EU, ­wieder nach Weltgeltung zu streben. Was die ­französischen Eliten nie offen deklarierten, ­befeuerte sie bis vor wenigen Jahren: die Hoffnung, mithilfe der Wirtschaftsmacht der ungleich potenteren Bundesrepublik politisch die Rolle einer Grossmacht zu spielen.
Zitiert aus BAZ: Markus Somm. Die mutmasslichen Attentäter von Paris sind tot. Stirbt auch die Grande Nation?http://bazonline.ch/mobile/ausland/anschlag-in-paris/Frankreich-am-Zerbrechen/s/20350231/index.html

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